CranioSacrale Therapie (nach Upledger) - Craniosacrale Osteopathie

 

Die CranioSacrale Therapie (CST) entstand aus der Osteopathie heraus als sanfte manuelle Methode. Cranium bedeutet „Schädel“, Sacrum „Kreuzbein“. Diese sind verbunden durch die Wirbelsäule und beinhalten Gehirn und Rückenmark, also das zentrale Nervensystem (ZNS). Zum Schutz ist das zentrale Nervensystem umgeben von Liquor cerebrospinalis (der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) und umhüllt von bindegewebigen Membranen, den Hirn- und Rückenmarkshäuten. Zusammen bilden sie das sogenannte craniosacrale System (CSS). Funi (37)b

Der Liquor cerebrospinalis wird von den Plexus choroidei im Gehirn gebildet – beim Menschen im Laufe eines Tages ca. 500 ml – und von den Arachnoidalzotten in das venöse Blutgefäßsystem resorbiert. Durch die Bildung, Zirkulation und Resorption des Liquors entsteht ein langsam an- und abschwellender Rhythmus, der sich auf die Schädelknochen, die Wirbelsäule und das Kreuzbein überträgt. Da nicht nur das zentrale Nervensystem von festen Bindegewebshüllen umgeben ist, sondern alle Körperstrukturen von straffem Bindegewebe umhüllt sind (den Faszien), wird der craniosacrale Rhythmus (CSR) vom gesamten Körper reflektiert und damit überall spürbar. Dieser Rhythmus bleibt – im Gegensatz zu Atmung und Herzfrequenz – immer gleich und verändert sich nicht z.B. durch Belastung. Während beim Menschen eine durchschnittliche Frequenz von ca. 10 (8 – 12) Zyklen pro Minute feststellbar ist, beträgt die Frequenz beim Pferd 4 (– 8) Zyklen pro Minute.

 

Erste Untersuchungen zum craniosacralen System wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von dem amerikanischen Arzt und Osteopathen William G. Sutherland (1873 – 1954) durchgeführt, der sich vor allem mit den Schädelknochen und ihrer Bewegung an den Schädelnähten (Suturen) befasste. John Upledger entwickelte während seiner Forschungsarbeit an der Michigan State University (USA) in den Jahren 1976 – 1983 das bisherige Behandlungskonzept der cranialen Osteopathie weiter zur CranioSacralen Therapie.

Ziel der CranioSacralen Cranio1Therapie ist es, Störungen im craniosacralen Rhythmus aufzuspüren und zu beseitigen, die als Folge von Traumen, Fehlbelastungen, anderen Erkrankungen und auch Streß entstehen können. Bewegungs- einschränkungen (Restriktionen) des craniosacralen Systems übertragen sich auf den gesamten Körper und machen sich unter anderem in Form von Verspannungen, Blockaden, teilweise auch durch Beeinträchtigung innerer Organe bemerkbar. Mit den Händen werden diese feinsten Verspannungsmuster aufgespürt, in ihrem Verlauf „begleitet“ und dadurch dazu angeregt, sich zu lösen. Durch diesen Spannungsausgleich werden die Durchblutung verbessert und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.

Für den Betrachter ist dabei nur wenig oder manchmal auch keine Bewegung der Therapeutenhände zu sehen – für Patient und Therapeut aber deutlich zu spüren. Beim Pferd sind häufig allgemeine Entspannungszeichen wie Gähnen, Kauen, vertiefte Atmung oder Abschnauben zu beobachten. Es ist eine stille Therapie, die möglichst in einem ruhigen Umfeld durchgeführt werden sollte.

Sie dauert durchschnittlich 45 – 60 min und kann je nach Fall gut mit anderen Therapien wie beispielsweise der Akupunktur kombiniert werden. Nach der Behandlung sollte das Pferd 3 Tage nicht geritten oder longiert werden, damit sich der Körper nach der Behandlung noch an die neuen Gegebenheiten anpassen kann und sich die Selbstheilungskräfte optimal entfalten können – Weidegang, Spazieren gehen usw. sind möglich und zu empfehlen. Die Anzahl und Abstände der einzelnen Behandlungen hängen von der Art und Dauer der Erkrankung ab. Je akuter ein Krankheitsgeschehen ist, desto kürzer sollten die Abstände sein (ca. 1x pro Woche).

Die CranioSacrale Therapie kann unter anderem eingesetzt werden bei den unterschiedlichsten Erkrankungen des Bewegungsapparates (Lahmheiten, Rückenprobleme, „Blockaden“) und Rittigkeitsproblemen (z.B. Zungenprobleme, Genickprobleme), aber auch beispielsweise bei chronischen inneren Erkrankungen, die sich über die Faszien auf den gesamten Körper auswirken, bei Stoffwechselproblemen oder hormonellen Problemen, die über das zentrale Nervensystem beeinflusst und gesteuert werden.

Lukka (58)Nicht angewendet werden sollte die CranioSacrale Therapie bei raumfordernden Prozessen im Bereich des craniosacralen Systems (Tumore oder auch akute Blutungen im Bereich des Schädels bzw. Wirbelkanals). Bestimmte Techniken sollten bei tragenden Stuten vermieden werden, da laut Literatur die Auslösung von Gebärmutterkontraktionen möglich ist.

 

Literaturempfehlung für den „kleinen“ Geldbeutel (als Taschenbuch erhältlich) zur CranioSacralen Therapie (Mensch):

 


John Upledger: Auf den inneren Arzt hören (Ullstein Taschenbuch, ISBN 978-3-548-74246-5)